30.11.19 Wie alles begann...
Es ist kurz nach 8 Uhr - wir verlassen gerade die Autobahn und die Weite Brandenburg öffnet sich uns - der Reif hat Wald und Felder wie mit Puderzucker überzogen, am Horizont geht eine riesige orange-gelbe Sonne über dem Tannenwald auf, die Straßen sind leer, die Luft klar und neben uns taucht eine Rehfamilie auf...
Klingt kitschig - ja aber geil!
Weniger romantisch wird es dann als wir beim Hof ankommen, der überreichte Schlüssel funktioniert nicht und wir brechen über den Keller in unser eigenes Haus ein 🙂
Schnell umziehen (ab in die neu erworbenen Arbeitsklamotten).
Und los geht's - nur wo fangen wir an... Nicht dass es nicht genug Arbeit gibt 🙂 klug wie wir sind, haben wir einen groben Plan:
- Andee verschließt mit Gewächshausfolie die 18 offenen Fenster im Dachboden (teilweise mit gebauten Rahmen, den Rest getackert)
- für mich heißt es ausmisten - im wahrsten Sinne des Wortes - hier liegt der Mist noch aus den 80ern und davon nicht wenig. Also breche ich mumifizierte Kacke in großen Stücken aus den Ställen, lege einen Misthaufen an und versuche in das Kreuz und quer herumliegende "Material" ein System zu bringen (brauchbares Holz zum Bauen, Feuerholz, große Balken und morsches Holz).
Und so sind ganz schnell 8 Stunden vergangen und wir düsen wieder zurück nach Berlin.
6.12 bis 8.12.19
Voll bepackt bis oben hin fahren wir Freitagnachmittag Richtung Krempendorf. Wir haben Übernachtungssachen incl. Holz zum Bauen eines Bettrahmens, Arbeitsmaterial (Werkzeug, Baustrahler) und was kleines Süßes im Gepäck.
Als wir ankommen ist es schon dunkel - also nur schnell Feuer gemacht, was zu essen besorgt, während der Mann das Bett aufbaut, selbst noch die neue Schubkarre montiert und dann... Sich das ganze Mal abends anschauen, wenn es draußen kalt ist.
Jetzt fällt mir erst so richtig auf - wir haben gar keine Türen... Ist nicht so einfach 210 m2 warm zu bekommen nur mit einem Ofen und ohne Türen. Wir machen es uns dann irgendwann so kuschelig es geht.. und es geht.
Am nächsten Morgen machen wir uns an die Arbeit - leider regnet es und Andee ändert seinen ursprünglichen Plan - er kümmert sich weiter um den Dachboden - dort ist der komplette Boden mit Dreck, altem Kram und den kaputten Schieferplatten bedeckt.
Für mich geht es wieder in den Stall, dieses Mal mit Baustrahler ausgestattet, was wirklich hilft an einem grauen Tag wie heute. Es wird weiter ausgemistet Box für Box.
Gegen späten Nachmittag wollen wir noch zum Baumarkt, denn wollen wir um Weihnachten hier etwas länger nächtigen muss es gemütlicher werden und das heißt wir brauchen Holz um Türen zu bauen.
Ja, aber auf dem Lande hat nicht jeder Baumarkt bis abends auf - wir finden einen der hat sogar bis 18 Uhr auf - also schnell nach Lübz (da kommt übrigens das Pils her) und zügig wieder zurück, denn wir haben eine Mission...
Mit selbstgemachtem Stollenkonfekt im Gepäck wollen wir uns bei den Nachbarn vorstellen.
Beim ersten - Detlef - werden wir herzlich begrüßt, er wurde uns auch hereinbitten, aber seine Frau ist gerade unterwegs 🙂
Einer macht nicht auf, die dritte ist etwas irritiert wer wir sind und was wir wollen und bei den nächsten werden wir herein gebeten...
Gitti und Siegbert empfangen uns sehr herzlich, Siegberts Familie gibt es gefühlt schon immer im Dorf und die beiden haben Haus und Hof Stück für Stück renoviert und sehr hübsch erhalten. Bei 2 Flaschen Mosel Weißwein und jede Menge selbstgemachten Plätzchen unterhalten wir uns sehr gut und haben einen netten Abend.
Puhhh - Glück gehabt - die mögen uns schon mal 🙂
Und natürlich gibt es bei so einem alten Haus auch nen Gruselfaktor - so ein alter Keller mit Feldsteinfundament und niedriger Decke ist ab sich schon etwas unheimlich, aber wenn da dann noch ein Kinderschuh aus vergangenen Zeiten steht hab ich gleich jede Menge Bilder und Geschichten im Kopf, was könnte so ein Überbleibsel alles erlebt haben...? Und dann meint Andee auch noch, dass das Kind wohl zu mir sprechen will, er hätte 2 Spielwürfel Uhr dem Dachboden gefunden... Ich gehe mal davon aus es bedeutet was Gutes 🙂
21. / 22.12.19
Nachdem wir den Tag davor in der WG zum Weihnachtsessen waren und es dort sehr gesellig war ;) ging es dann erst so gegen halb 11 von Berlin los.
Erst mal Ausladen – wichtig vor allem die Öfen. Andee hat sich dann auch gleich an die Arbeit gemacht und Rohre verlegt 😉 natürlich die Ofenrohre – kaum waren sie angefeuert wurde es deutlich gemütlicher. Damit die Wärme auch bleibt baute Andee unsere erst Tür und machte eine dicht – jetzt haben wir ein Wohn-/Schlafzimmer.
In der Zeit nahm ich mich einem "Haufen" vor der Tür an – sah aus wie ein Dreckhaufen mit ein paar Ziegelsteinen oben drauf… Naja so etwas ist es ja auch – nur komplizierter.
Okay, wohin mit den Ziegelsteinen…? Hier liegt ja so alles Mögliche rum – also 2 Paletten gefunden. Eine für die ganzen Steine, eine für die Halben und der Bruch kommt in den Pferdestall.
Abends noch Essen einkaufen, Sofa aufbauen, DVD in den Laptop (Internet ist hier eher schwierig) und Feierabend.
Auch am Tag der Ruhe ist hier einiges los. Der "Haufen" wird nur sehr langsam kleiner – hätte ich nicht gedacht, wie arbeitsintensiv so Dreck sein kann. Erde gemischt mit unterschiedlichen Steinen und das Ganze noch verwebt mit Wurzeln und Gewächs. Und damit es nicht so langweilig wird gibt es nebenan den Trümmerholzberg, der aus alten Dielen und Fenstern besteht und auch abgetragen werden soll.
Andee ist in seinem Element und baut eine Tür nach der Anderen und wir bekommen Temperaturen geheizt über 15 Grad.
Montag, 23.12.19
Der Plan – früh raus, pünktlich beim Baumarkt sein und schnell wieder zurück. Also hier zum Baumarkt bedeutet eine gute halbe Stunde Fahrt. Im Baumarkt stellen wir fest, dass die Türscharniere die wir brauchen nicht im Sortiment sind L wir sind irritiert und machen uns auf den Weg zum nächsten Baumarkt – Fahrzeit 45min. Irgendwann haben wir dann alles zusammen (außer den Christbaum) und sind wieder zurück (nach 4 Stunden).
Zwischendurch musst ich mich mal wieder über die unzureichende Arbeitsweise des Notars aufregen… reden wir lieber nicht davon.
Juhu es kann losgehen. Mehr Türen können gebaut werden – wir haben hier ziemlich viele Türrahmen (13 Stück).
Um das Projekt "Haufen" weiter zu bringen braucht es weitere Schritte. Die Erde muss gesiebt werden (dafür baut Andee mir ein Wurfsieb) und es braucht einen Platz wo wir unterschiedliche Materialien lagern können, wie z.B. gesiebte Erde.
Also muss ich mich erst mal um einen Platz kümmern. Vor dem Pferdestall ist viel Platz, aber auch viel Dreck, Natur, Schutt, Steine, Holz, usw. – dann muss der wohl erst mal weg.
Abends baut Andee mir in die Türaussparung noch ein Regal während ich kleine Päckchen für die Nachbarn packe – weil morgen ist ja, Weihnachten.
24.12.19 bis 26.12.19
Ich will gerade los einen Weihnachtsbaum besorgen, da treffe ich auf Detlef unseren Nachbarn der mich fragt: „Habt ihr Asche auf den Misthaufen geworfen?“ In den Moment rieche ich verkokelten Mist, (denke shit, da hat die Asche wohl noch geglüht und gleichzeitig geht mir durch den Kopf, dass da gerade Terra Preta auf unserem Misthaufen entsteht…) ich bestätige seine Vermutung, sehe die Rauchwölkchen und versichere, dass wir uns darum kümmern. Am Ende waren es 15 volle Gießkannen zum Löschen 😏
Am Ende des Tages haben wir eine neue Zwischentür im Gang, Feuerholz, einen geschmückten Weihnachtsbaum, leckeres Essen und Feierabend um 17 Uhr. Wir feiern Heilig Abend 😀
Nach dem Feiern ist das Arbeiten etwas anstrengender und wir lassen es gemütlich angehen – vor allem ich – heute räume ich den Schuppen auf und Andee spielt mit seiner neuen scharfen Freundin – seiner Handkreissäge 😀
Am nächsten Tag werden letzte wichtige Handgriffe erledigt – Andee macht die Kellerfenster dicht, ich räume noch etwas auf (denn Aufräumen/Verräumen/Organisieren/Plätze schaffen geht hier immer). Abends sind wir bei den Nachbarn Detlef und Iris eingeladen, lernen noch die Tochter und ihren Freund Phillip kennen. Bei Bier und Geplauder dürfen wir von Detlefs selbstgeräuchertem Schinken kosten und erfahren ein geschichtliches von unserem Haus – über die Enteignung zu DDR Zeiten, die Nutzung als Konsum und Post und über den Leerstand seit 1990.